Skispringen ist ohne Frage eine der eindrucksvollsten Sportarten, die die Wintersaison zu bieten hat. Wenn man als Normalsterblicher sieht, aus welch luftigen Höhen sich die Skispringer in Oberstdorf auf die Piste stürzen, steht einem schon mal der Mund offen. Da bekommt man direkt Lust, nicht nur staunend vor dem Fernseher zu sitzen, sondern über den eigenen Schatten und damit eine echte Schanze zu springen. Bei einem Skisprung Workshop hast du die Chance, deinen inneren Schweinehund zu bezwingen und die Faszination Skispringen hautnah zu erleben. Um so richtig abzuheben, gehört jedoch einiges dazu. Wir haben mit dem Skisprung-Experten Peter Tümmers gesprochen und ihn gefragt, wie der große Sprung gelingt. Mit seiner Unterstützung haben wir uns selbst auf die Schanze gewagt und uns einen echten Adrenalinkick gegönnt.
Peter Tümmers: Coaching-Pionier des DSV
Als erster Mentalcoach des Deutschen Skiverbandes weiß Peter Tümmers, wie man sportliche Herausforderungen meistert. Der 58-Jährige ist studierter Sozialpsychologe und war selbst als erfolgreicher Extremwildwasserfahrer unterwegs. Als Teil des Teams um die deutschen Skisprung-Legenden Sven Hannawald und Martin Schmitt kennt er sich bestens mit der anspruchsvollen Sportart aus. Im Jochen Schweizer Erlebnismagazin erklärt Tümmers, worauf es beim Skispringen ankommt.
Wie funktioniert Skispringen eigentlich?
Ein erfolgreicher Skisprung beginnt mit der passenden Ausrüstung – ein luftdichter Anzug hilft, Tragfläche aufzubauen. Das ist wichtig bei einem Sport, bei dem um jeden Zentimeter Auftrieb gekämpft wird. Auch die Ski sind dem Sport angepasst: Scharfkantige Carving-Ski sind ungeeignet, stattdessen kommen breite Modelle zum Einsatz, die zusätzliche Tragfläche sichern. Dazu noch Helm und Handschuhe, dann kann es auch schon losgehen. Gestartet wird dabei von der Anlaufbahn. Hier bauen die Sportler Beschleunigung auf, bevor der Absprung vom Schanzentisch folgt. Die Länge vom Absprungpunkt bis zum Ende der Landezone wird auch Hillsize genannt. Diese ist die weiteste Sprungweite, die an einer Schanze möglich ist und misst bei Großschanzen gerne mal mehr als 110 Meter.
Der erste Sprung
Natürlich ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Aber wie startet man in diesen Sport, ohne sich alle Knochen zu brechen? Mentalcoach Tümmers antwortet mit einer Gegenfrage: „Wie isst man einen Elefantenhintern? Häppchen für Häppchen. Es gibt immer ein erstes Mal.“ Und wie Tümmers uns erinnert: „Alle Olympiasieger hier aus Oberstdorf haben da angefangen. Auf der ganz kleinen Schanze.“ Schritt für Schritt also. Tümmers verrät dem Jochen Schweizer Erlebnismagazin, wie das in der Praxis aussieht. Zuerst wird das Springen im Flachen trainiert. Sobald diese Technik sitzt, geht’s ab auf die Piste. Nicht auf die Schanze, nein – der erste Sprung ist nur wenige Zentimeter hoch. Der nächste dann schon ein bisschen höher. Das Ziel: In kleinen Häppchen immer mehr Kontrolle abgeben. Satz für Satz steigert sich nicht nur der Abstand vom Boden, sondern auch das Selbstbewusstsein, bis man sich irgendwann das erste Mal auf die Schanze wagt. Hier starten Anfänger auf der Kleinen, deren Hillsize 30 Meter beträgt. Von dort geht es weiter zur 40er-Schanze. Wer diese irgendwann mühelos meistert, für den folgt der Sprung von der 60er-Schanze. Und wer weiß? Vielleicht winkt danach schon ein Sprung von mehr als 100 Metern Länge.
Trau dich!
Beim Skispringen gehört eine ordentliche Portion Mut dazu, denn man muss schon ein bisschen verrückt sein, um sich auf die steile Schanze zu begeben. Doch es lohnt sich. Raus aus der Komfortzone, rein ins Abenteuer – das stärkt nicht nur den Körper, sondern auch den Geist. Tümmers selbst wurde bei seinen Wildwasser-Expeditionen schon mit der ein oder anderen gefährlichen Situation konfrontiert. Doch diese Erlebnisse haben ihn auch bereichert. Seine Erfahrung schildert er so: „Im Extremwildwasser fragst du dich irgendwann: Was mach ich hier eigentlich? Also man begibt sich ja in lebensbedrohliche Situationen und geht danach mit einem richtig geilen Gefühl wieder raus. Diese Erlebnisse vergisst man nicht.“ Wer also Wagnisse eingeht und den inneren Schweinehund bezwingt, der profitiert von diesen Erfahrungen auch im Alltag. Sich zu trauen, die Kontrolle abzugeben, zahlt sich aus: Das Gefühl, etwas erreicht zu haben, stärkt das Selbstbewusstsein. In der Psychologie spricht man dabei vom Gefühl der Selbstwirksamkeit, also dem Vertrauen darauf, aus eigener Kraft Herausforderungen meistern zu können. Erfolgserlebnisse helfen, auch größere Hürden zu überwinden – sei es die nächste Skisprungschanze oder die anstehende Klausur. Wir haben das am eigenen Leib erfahren: Obwohl man beim Blick nach unten erstmal schlucken muss, ist man nach dem erfolgreichen Sprung umso euphorischer und fühlt sich einfach unbesiegbar. Unser Lohn? Eine Urkunde für einen gestandenen 10 Meter-Sprung. Yeah!
„Es geht nur im Verbund.“
Die eigenen Ängste überwunden hat Peter Tümmers also schon oft. Das Verrückteste? Als erster Mensch auf 4000 Metern am Gletschertor eines 8000ers loszupaddeln, direkt hinein ins reißende Wildwasser. Sich bewaffnet mit nichts als einem Paddel und einem schmalen Kanu den Elementen auszusetzen und den schnellen Strömungen und Felsen zu trotzen – dazu gehört eine ordentliche Portion Mut und Zielstrebigkeit. Tümmers weiß jedoch auch, dass es mehr braucht, um erfolgreich zu sein. Eine Lektion, die ihn seine Erfahrungen beim Deutschen Skiverband gelehrt hat, ist, dass Teamwork nicht zu unterschätzen ist. Über Olympiasieger Christoph Duffner etwa meint Tümmers: „Der war im Einzelspringen nicht sehr gut, im Teamspringen super. Und was ich dann gelernt habe beim Skispringen, es gibt welche, die bauen auf ihre eigene Leistung und sind damit wichtig fürs Team und andere sind Teamplayer und wollen den anderen auch nichts wegnehmen. Und du brauchst beide für eine gute Mannschaft.“
Fürs Leben lernen
Obwohl die Skispringer allein in ihren Startlöchern stehen und schlussendlich durch die Luft schießen, ist trotzdem jeder Sprung nur mit Unterstützung und Beistand von außen möglich. Nur gemeinsam kommen alle ans Ziel – das gilt auch für die ganz Kleinen. Schon Fünfjährige wagen in Oberstdorf die ersten Sprungversuche. Und das ist gut so, findet Tümmers: „Es ist für die kleinen Kinder eine Schule des Lebens, weil sie sich nur im Team helfen. Busfahrt, Trainingslager…es ist außerordentlich gemeinschaftsstiftend und schult total auch Sozialkompetenz.“ Von den Skispringern kann man sich also einiges abschauen. Nicht nur was Sport angeht, sondern auch, wie man ein gesundes Selbstbewusstsein entwickelt. Denn wie Tümmers betont: „Selbstwirksamkeit heißt eben Stück für Stück, ein Schritt nach dem anderen und alles Große hat mal klein angefangen.“
Du hast Bock, über dich selbst hinauszuwachsen? Beim Skisprung-Kurs hast du die Chance, deinen inneren Schweinehund zu bezwingen und den ersten Sprung zu wagen – Spaßfaktor garantiert. Ziiiiiiieh!